Wiener U-Bahn Kunst

Bewegungen der Seele, 2005, 3-teilige Gemäldeinstallation, U3-Station Stubentor, 1010 Wien
Bewegungen der Seele, 2005, 3-teilige Gemäldeinstallation, U3-Station Stubentor, 1010 Wien

Bewegungen der Seele, 3-teiliges Gemälde in der U3-Station Stubentor, 1010 Wien

 

Ein „Denkmal“ für die Menschen

 

Ernst Woller, Textauszug aus dem Buch „Michael Hedwig – transpersonal“, 2006, Seite 10, ISBN 3-902525-18-5

...

Die künstlerische Präsenz von Michael Hedwig in Wien hat seit Oktober 2005 durch die Fertigstellung seines Kunstwerkes „Bewegungen der Seele“ in der U3-Staion Stubentor eine neue Qualität erhalten.

Das großformatige Gemälde ist nicht wie so viele historische Bildwerke in der Stadt, ein Denkmal für eine einzelne Person, einen Herrscher oder Feldherrn, sondern es ist ein „Denkmal“ für die Menschen dieser Stadt, ein Bildnis der Emotionen und Gedanken der Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt, der Benutzerinnen und der Benutzer der U-Bahn.

Und dieses Gemälde von Michael Hedwig - vom Format her eines der größten Kunstwerke in den Stationen der Wiener U-Bahn - ist ein Bild der Menschen aller Zeiten und Kulturen, dieses Bild zeigt uns das Miteinander der Menschen mit all den positiven und negativen Seiten. Hier, in diesem Bild, überwiegt das Positive, das Heitere, das Fröhliche. Das Bild gibt den Menschen, die täglich daran vorbeigehen, Freude und Mut, es hilft, das morgendliche Gähnen zu überwinden  oder den täglichen Stress abzubauen oder sich entspannt der abendlichen Müdigkeit zu überlassen.

Es ist ein modernes, hochaktuelles Bild. Denn die bildende Kunst entdeckt wieder den Menschen und seine sozialen und psychischen Verhältnisse als Thema der künstlerischen Auseinandersetzung. Michael Hedwig hat immer figürlich gemalt, heute ist er daher Teil des internationalen Trends zur Gegenständlichkeit und Figuration. Sein Bild hat gleichzeitig Aktualität und Internationalität sowie den vitalen Bezug zur Stadt.

...

Foto: Schautafel zum Jahr 2005 in der Ausstellung in der "remise - Verkehrsmuseum der Wiener Linien" (2024). Die Fertigstellung der Kunstwerke Stubentor wurde am 20.10.2005, anlässlich einer Besichtigung in der Station und in einem Empfang, in der Säulenhalle des Museums für angewandte Kunst, gewürdigt.

Prof. Johann Hödl, Wiener Linien. Still aus einem OKTO-Film von Artmovement, 2011.
Prof. Johann Hödl, Wiener Linien. Still aus einem OKTO-Film von Artmovement, 2011.

Johann Hödl

"Für die Station Stubentor, an der U3, haben wir lange nach einem adäquaten Kunstprojekt gesucht. Wir haben mit der ersten Teilstrecke zum Volkstheater mit Kunst im öffentlichen Raum, mit einem Werk von Prof. Anton Lehmden, begonnen. Die Lösung für das Stubentor war nicht von Anfang an klar. Der Architekt stellte verschiedene Untersuchungen an, wie er diesen relativ dunklen, hohen Raum gestalten könnte. Es gab verschiedene Versuche mit Spiegeln und Licht und anderen künstlerischen Interventionen. Aber es war 1994, bei der Eröffnung der U3, keine Lösung vorhanden, die brandschutztechnisch, baupolizeilich und künstlerisch entsprochen hätte.

Michael Hedwig ist dann, Jahre nach der Eröffnung, mit seinem Vorschlag an uns herangetreten, der von Anfang an im Haus auf große Zustimmung gestoßen ist, weil Michael Hedwig nicht nur seinen künstlerischen Entwurf präsentiert hat, sondern auch die technischen Möglichkeiten und die eingeschränkten statischen Möglichkeiten berücksichtigt hat. Der Architekt, der sich jahrelang für eine adäquate Lösung für diesen Raum bemüht hatte, war von Anfang an eingebunden. Wir waren alle sehr begeistert und haben uns auf die Realisierung sehr gefreut. Der Prozess war sehr angenehm zu betreuen, es gab kaum Schwierigkeiten in der Durchführung, und in einer „Nacht- und Nebelaktion“ ist das Kunstwerk dann da gehangen, wo es hingehört, und ich glaube, die Resonanzen waren äußerst positiv."

Prof. Dr. Philipp Maurer, Projektbetreuer. Still aus einem OKTO-Film von Artmovement, 2011.
Prof. Dr. Philipp Maurer, Projektbetreuer. Still aus einem OKTO-Film von Artmovement, 2011.

Philipp Maurer

"Die Kunstwerke, die Michael Hedwig damals (2002) geschaffen hat, waren übereinander geschichtete Figurengruppen, die natürlich genau für diesen tiefen Schacht, in dem wir hier stehen, geeignet waren. Daraus ableitend ergab sich die Möglichkeit ein Bild zu schaffen, welchem man mit dem Lift entlang fahren kann, wenn man mit dem Lift von ganz oben kommend herunterfährt. Wo man früher, sozusagen, 14m lang in ein „schwarzes Loch“ gefahren ist, fährt man jetzt 9m entlang eines Bildes, das ganz oben das Himmelsblau zeigt. Wo man also, zur Orientierung, von ganz oben aus dem Himmel bis hinunter, also – „nicht zur Hölle :) “, - aber zur U-Bahn, fährt. Dieser Zusammenhang ist ganz einfach gegeben.

Und was Michael Hedwig mit seinen Arbeiten zeigt, - die Arbeit heißt „Bewegungen der Seele“, ist das Miteinander. Er zeigt wie wir Menschen auf andere reagieren, gerade in einer Situation des öffentlichen Raumes, wo Menschen oft sehr eng zusammen stehen, wo es auch zu Begegnungen kommen kann die man manchmal gar nicht möchte, die unangenehm sein können, aber wo es auch durchaus zu angenehmen, freudigen und witzigen Begegnungen kommen kann. Das alles zeigt Michael Hedwig im Miteinander der Figuren, die von der Bewegung her einander umarmen, aber auch, so hat man immer wieder den Eindruck, - ich sage es jetzt absichtlich auf wienerisch, „sie wer´n einander sich glei´ geg´nseitig in die Gosch´n hau´n“. Auch das ist durchaus möglich in den Bildern des Michael Hedwig.

Insofern ist es eine Arbeit die sehr gut in den öffentlichen Raum passt, denn es geht um das „Miteinander“ der Menschen, um die Drängerei, aber auch das Gemeinsame das man da in der U-Bahn erleben kann."

Am Ende des Interviews betritt Philipp Maurer den Lift und sagt: „Foama!“ („Fahren wir“)